Nein zur Rente mit 70. Nein zur Rente mit 67!

08.08.2022 | Nein zur Rente mit 70!  Nein zur Rente mit 67! Ja zum flexiblen Renteneintritt vor 65. Angesichts des erneuten Vorstoßes von Gesamtmetall für eine Rente mit 70 Jahren, widerspricht die IG Metall Koblenz vehement und setzt nicht nur Argumente, sondern ein eigenes Rentenkonzept dagegen. Die Vorschläge des Arbeitgeberverbandes nennt Ali Yener, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Koblenz „reine Interessenpolitik ohne Rücksicht auf die eigenen Beschäftigten“.

„Jeden Sommer versuchen die Arbeitgeberverbände neu das Thema Renteneintritt erhöhen einzubringen und die Zahl 70 in der öffentlichen Wahrnehmung zu etablieren.“ sagt Ali Yener, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Koblenz. „Dass die Arbeitgeber einen Renteneintritt mit 65, 67 oder 70 gar nicht wünschen, zeigen sie aber im Betriebsalltag, in dem Kolleginnen und Kollegen ab 50 nicht mehr eingestellt oder ab 60 aus dem Betrieb gedrängt werden. Kaum ein Arbeitgeber will seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter länger beschäftigen als es unbedingt sein muss. Viel zu wenig Einsatz zeigen die Arbeitgeber, tatsächlich altersgerechte Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen für eine älter werdende Belegschaft zu schaffen. Im Gegenteil so genannte altersgerechte Arbeitsplätze gibt es immer weniger.“.

Eine stetige Erhöhung des Renteneintrittsalters unterschiedslos für alle Beschäftigten gehe daher an der Realität vorbei. „Viele unserer Kolleginnen und Kollegen, vor allem diejenigen, die über Jahre und Jahrzehnte im Schichtdienst arbeiten, können mit knapp über 60 nicht mehr, viele sind dann krank. Sie steigen deshalb oft vorzeitig aus dem Arbeitsleben aus und nehmen dazu Entgelteinbußen in Kauf – sei es durch abgesenktes Entgelt in der Altersteilzeit, wo das möglich ist, oder durch einen vorzeitigen Renteneintritt mit Abschlägen.“  so Ali Yener weiter. Eine repräsentative Umfrage des Berliner Kantar-Instituts im Auftrag der IG Metall hatte gezeigt: Mehr als die Hälfte der Menschen (55 Prozent) glauben nicht, dass sie überhaupt bis 67 werden arbeiten können. Sie halten das unter den aktuellen Arbeitsbedingungen für unrealistisch. Von den befragten Arbeitern sind sogar 90 Prozent dieser Meinung.

„Im Schnitt müssten Beschäftigte sogar schon mit unter 63 Jahren in Rente gehen. Mehr als jeder vierte Neurentner bezahlt einen früheren Renteneintritt lebenslang mit Abschlägen für die Rente – bis zu 14,4% weniger haben sie dadurch von ihrer Rente.“ erläutert Ali Yener. „Viele sind allerdings am Ende ihres Arbeitslebens auch überrascht, wie gering die Rente selbst ohne Abschläge ausfällt und zwingen sich zum Durchhalten.“

Laut Zahlen der Deutschen Rentenversicherung betrug die Rente eines Beschäftigten mit mindestens 35 Versicherungsjahren, der im Jahr 2020 die Altersrente beantragte im Durchschnitt in Deutschland nur 1290 Euro monatlich. Davon müssen Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung abgeführt werden und anteilig Steuern abgeführt werden.

„Warum die Arbeitgeber sich für ein höheres Renteneintrittsalter und die private Vorsorge stark machen ist klar: In die gesetzliche Rente zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichmäßig ein – diese Beiträge wollen die Arbeitgeber senken. Die private Vorsorge müssen die Beschäftigten allein stemmen, soweit sie es sich leisten können.“ so Ali Yener. Die Arbeitgebervorschläge nennt Ali Yener daher „reine Interessenpolitik ohne Rücksicht auf die eigenen Beschäftigten“.

„Als IG Metall setzen wir uns für eine Stärkung der solidarischen gesetzlichen Rente ein und für flexible Ausstiegmöglichkeiten auch vor Erreichen der Altersgrenze von 67, 65 oder 63 Jahren. Wir wollen das Arbeiten nach der Regelaltersgrenze nicht verbieten. Wer aber 45 Jahre gearbeitet hat, sollte auch mit 60 oder 63 Jahren ohne Rentenabschläge in Rente gehen können. Die IG Metall hat bereits vor Jahren ein Konzept für einen grundlegenden Neuaufbau einer solidarischen Alterssicherung vorgelegt. Das ist unter den anstehenden Herausforderungen aktueller denn je.“ so Ali Yener.

Unter dem Motto „Gut in Arbeit – gut in Rente“ macht sich die IG Metall weiterhin für eine solidarische Rentenpolitik stark.

Unter anderem wird dazu am 6. und 7. Oktober 2022 ein großer Rentenkongress der IG Metall in Berlin stattfinden.

Von: ek

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