Koblenz, 25. November 2021 Nr. 32/2021

Mit schichtübergreifenden Aktionen wehren sich die Beschäftigten von Novelis Koblenz, ehemals Aleris, gegen geplante Einschnitte durch die neuen Eigner

25.11.2021 | Koblenz – Mit Fackeln und Hupkonzerten brachten die Beschäftigten von Novelis in Koblenz am Mittwoch 24.11.2021 ab den späten Abendstunden bis in die frühen Morgenstunden des Donnerstags, 25.11.2021 ihre Empörung über das aktuelle Vorgehen der neuen Eigner zum Ausdruck.

Mit einem Brief hatte die Geschäftsführung am gestrigen Mittwoch die Beschäftigten darüber informiert, dass die seit über 20 Jahren regelmäßig vereinbarte Ertragsbeteiligung in diesem Jahr gestrichen werden sollte. Der Betrieb, zuvor Aleris, wurde erst 2020 vom us-amerikanischen Unternehmen Novelis übernommen, das zur indischen Aditya Birla Group gehört. Im Zuge der Übernahme wurde den Beschäftigten zugesichert, dass bestehende Vereinbarungen nicht angetastet werden.

Über die aktuelle Ankündigung, die Ertragsbeteiligung komplett zu streichen ist die Empörung daher groß. „Es ist keine Art und Weise uns über diesen Weg unsere über 20 Jahre bewährte Ertragsbeteiligung zu streichen. Die Ertragsbeteiligung wurde von den Sozialpartnern hier am Standort aufgrund der Pandemie nur vorübergehend ausgesetzt. So steht es auch in mehreren Verhandlungsprotokollen.“ sagt Bernd Feuerpeil, Betriebsratsvorsitzender von Novelis in Koblenz: „Über zwei Jahrzehnte war die Regelung für beide Seiten, Arbeitgeber und Beschäftigte, eine äußerst zufriedenstellende Lösung. In über 80 Betriebsversammlungen hat die Geschäftsführung sie als Erfolgsmodel gelobt. Die Ertragsbeteiligung unterlag einer geschickten Regelung, die die Beteiligung an den finanziellen Erfolg und die betrieblichen beziehungsweise persönlichen Ergebnisse koppelte. Auch nach der Finanzkrise hat die Geschäftsleitung gemeinsam mit dem Betriebsrat damals den Sinn und Zweck dieser Ertragsbeteiligung erkannt und sie auch wiederaufleben lassen. Uns jetzt die Ertragsbeteiligung von Seiten Novelis dauerhaft zu streichen, obwohl man uns zugesagt hat, nicht an unsere Verträge, Vereinbarungen und Regelungen zu gehen, ist eine Sauerei!“

 

In ihrem Brief rechtfertigt die Geschäftsführung die Streichung unter anderem mit Investitionen am Standort und Spenden, die die Firma an Flutbetroffene geleistet habe. Diese Begründung sowie weitere Maßnahmen der neuen Eigner seit der Übernahme tragen zum Unverständnis und dem Zorn der Kolleginnen und Kollegen bei. Angekündigt ist zudem eine neue Bonusregelung für die oberen Gehaltsstufen.

„Die Oberen kassieren am Jahresende ihre Boni von dem Geld, dass auch von der Belegschaft unten eingefahren wurde und lassen die Belegschaft selbst am Ende in die Röhre schauen. Die Belegschaft hat hart für den Erfolg gearbeitet. Novelis hat uns überall Mitarbeiter gestrichen. Verbliebene Kolleginnen und Kollegen klagen bereits über gesundheitliche Probleme, sie drehen förmlich am Rad und sie können so nicht weitermachen. Und das in allen Bereichen. Niemals hatten wir beispielsweise auch im Angestelltenbereich eine derart hohe Krankheitsrate, wie jetzt aktuell. Das funktioniert nicht! Wir lassen keine Ungleichbehandlung der Beschäftigten an den Standorten zu. Wenn sie sich ein zusätzliches Stück vom gemeinsamen Kuchen gönnen, dann wollen wir das auch. Bei uns kann es auch ruhig weiterhin Ertragsbeteiligung heißen, anstatt Boni.“ kommentiert Bernd Feuerpeil, Betriebsratsvorsitzender von Novelis Koblenz das Vorgehen und kündigt Konsequenzen an: „Mit dieser Entscheidung ist das Thema noch nicht erledigt. Der Betriebsrat wird genauso seine Konsequenzen daraus ziehen. Wir werden bei den für die Boni benötigten Betriebs- und Gesamtbetriebsvereinbarungen ganz genau hinschauen. Des Weiteren werden wir auch auf Arbeitszeiten speziell Mehrarbeitszeiten schauen müssen. Aus unserer Fürsorgepflicht heraus werden wir so gut wie keine Mehrarbeitsstunden in den nächsten Wochen und Monaten genehmigen. Es reicht!“

 „Die Beschäftigten bei Novelis in Koblenz sind gut organisiert und lassen sich lange bewährte Traditionen nicht nehmen. Die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen ist angesichts der aktuellen Situation immens.“ sagt Ali Yener, erster Bevollmächtigter der IG Metall Koblenz. „Mit den Aktionen gestern und heute haben die Vertrauensleute der IG Metall bei Novelis ein erstes Zeichen gesetzt. Wenn die Geschäftsführung nicht einlenkt, werden weitere Aktionen folgen.“

 

Ansprechpartner:

Bernd Feuerpeil:       +49 171 333 7951

Betriebsratsvorsitzender Novelis Koblenz und

Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Koblenz

Von: ek

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