Koblenz, 10.06.2021 Nr. 19/2021

Aktionswoche Kfz-Handwerk Teil 4: Kampf um Tarifbindung in den Autohäusern Aktionen in mehreren Autohäusern in Koblenz / Aktive Mittagspause bei Lyhs & Gondert in Koblenz

11.06.2021 | In Koblenz fanden am heutigen Donnerstag gleich mehrere Veranstaltungen im Rahmen der von der IG Metall ausgerufenen Aktionswoche im Kfz-Handwerk statt.

In Versammlungen und Flugblattaktionen wurden die Beschäftigten informiert und mit ihnen diskutiert.

Unter anderem verbrachten heute rund 60 Beschäftigte der Lyhs&Gondert GmbH die Mittagspause gemeinsam auf dem Firmenparkplatz, um sich über die aktuelle Tarifsituation zu informieren und ein Zeichen für den Erhalt der Tarifverträge im Kfz-Handwerk in Rheinland-Rheinhessen zu setzen. Die Geschäftsführung stellte dankenswerter Weise dafür den Platz zur Verfügung.

In ganz Rheinland-Pfalz droht aktuell das Aus für die Tarifbindung der Autohäuser und Werkstätten. „Zwar gelten für uns noch die Entgelttarifverträge. Für Arbeitszeit, Urlaub, Zuschläge, Sonderzahlungen sind die Standards aber gekündigt.“ sagt Erwin Dehren, Vertrauensmann der IG Metall bei Lyhs&Gondert und Betriebsratsvorsitzender dort: „Unser Arbeitgeber hat seit der Unternehmensgründung 2016 einen Anerkennungstarifvertrag mit der IG Metall abgeschlossen und war bisher immer bereit die tariflichen Standards anzuwenden. Sollte es in der Fläche keine Tarifverträge mehr geben, werden andere Autohäuser die Standards sicher senken und der Druck auch auf unsere Arbeitsbedingungen wächst.“

„Die Betriebe, in denen wir starke Interessenvertretungen und gut organisierte Belegschaften haben, halten sich an die Tarifverträge und haben selbst kein Interesse an einem tariflosen Zustand." sagt Stefanie Majer, Politische Sekretärin der IG Metall Koblenz: "Wir fordern sie auf, ihren Einfluss im Arbeitgeberverband geltend zu machen, um einen Flickenteppich der Arbeitsbedingungen zu verhindern."

„Der Ausstieg aus den Tarifverträgen und der eventuelle Wegfall von Flächentarifverträgen wird nicht nur eine deutliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten mit sich bringen. Bei Wegfall von gleichen Wettbewerbsbedingungen würde er auch die Ertragslage der Unternehmen deutlich schwächen und somit Arbeitsplätze und Fortbestand der Unternehmen gefährden.“ ergänzt Erwin Dehren.

Stefanie Majer, Politische Sekretärin der IG Metall Koblenz, war bei den bisherigen Gesprächen mit dem Verband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe dabei und kennt die Haltung des Arbeitgeberverbands: „Die Arbeitgebervertreter sprechen zwar von einer Modernisierung der Tarifverträge, tatsächlich fordern sie aber ein radikales Sparprogramm, so zum Beispiel zwei Wochen weniger Urlaub bei gleichzeitigem Streichen des Urlaubs- und Weihnachtsgelds. Nach Vorstellung des Verbands sollten die Beschäftigten im Jahr mehrere Tausend Euro weniger verdienen und dafür deutlich mehr arbeiten.“

„Wir sind offen für eine zukunftsorientierte Modernisierung der Tarifverträge“ betont auch Erwin Dehren: „Seit 2008 hat sich die Arbeitswelt verändert. Berufsbilder wie die Stenotypistin mit einer Schreibfähigkeit von 150 Silben oder die Telefonistin zur Bedienung von Fernsprechanlagen mit mindestens 2 Amtsanschlüssen und entsprechenden Nebenanschlüssen, wie wir sie noch heute im Tarifvertrag finden, gehören lange der Vergangenheit an. Wichtig wäre eine zukunftsorientierte Modernisierung im Hinblick auf die Transformation, die Digitalisierung in Werkstatt, Verwaltung und Verkauf, die Flexibilisierung von Arbeitszeiten, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit, die Gleichbehandlung von Frau und Mann auch beim Entgelt, Anpassung an die Neuen Vertriebswege und Vertriebsaufgaben, und vieles mehr.“

„Für all diese Herausforderungen der Modernisierung der Tarifverträge wären konstruktive Gespräche nötig, die der Verband seit nunmehr einem Jahr mit Verweis auf Corona verweigert.“ sagt Stefanie Majer: „Die Ausrede Corona kann angesichts zahlreicher Tarifrunden, die beendet werden konnten, und bei aktuell sinkenden Inzidenzen, nicht mehr zählen. Wir machen jetzt Druck, dass die Verhandlungen weitergehen.“

Die Aktionen am heutigen Tage reihen sich ein in eine Folge von Veranstaltungen im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche im Kfz-Handwerk. In Koblenz finden seit Montag Warnstreiks und Aktionen bei zahlreichen Autohäusern und Werkstätten statt.

Von: ek

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