10.09.2024 | • Bundesweiter Aktionstag gegen den Stellenabbau • Betriebsräte, Gesamtbetriebsrat und IG Metall fordern nachhaltiges Konzept
Unter dem Motto „Zukunft oder Widerstand“ versammelten sich hunderte Beschäftigte von ZF Koblenz am frühen Dienstagmittag um 11:30 Uhr vor dem Betrieb und beteiligten sich an einem bundesweiten Aktionstag der deutschen ZF-Belegschaften. Auf der Kundgebung im Rahmen einer aktiven Mittagspause bezogen sie klar Stellung gegen die Ankündigung des Konzerns bis 2028 bis zu 14.000 Stellen zu streichen.
„Die Belegschaften sollen nun die Fehler und Versäumnisse des Managements ausbaden.“ so Erdal Tahta, Betriebsratsvorsitzender der ZF Koblenz: „Und mit welchem Ziel? Das kopflose Kaputtsparen der Standorte geht weiter. Das ist keine Strategie für mehr Zukunft, sondern ein Sparprogramm ohne Sinn und ohne Verstand.“ Das Management interessiere sich nicht dafür, ob die Strukturen vor Ort noch funktionieren, ergänzt Olaf Gensch, Leiter der IG Metall Vertrauensleute bei ZF Koblenz: „Das reine Kürzen nach Zahlen wird zum Kollaps ganzer Abteilungen führen. Wenn Geschäftsführer und Vorstand diese Politik weiterverfolgen gewinnen wir keine Zukunftsfähigkeit, sondern verspielen sie. Gut funktionierende Arbeitsprozesse werden kurzfristigen Einsparungen geopfert. Gehen Sparmaßnahmen und Stellenabbau auf diese Weise weiter, drohen am Ende ganze Bereiche nicht mehr zu funktionieren.“ so Olaf Gensch weiter. Mit Vertrauensleuten in allen Bereichen der ZF Koblenz habe man einen guten Überblick über die Auswirkungen, die die aktuellen Maßnahmen und Ankündigungen bereits jetzt bewirkten. Es zeichneten sich verheerende Auswirkungen ab.
Dabei habe der Koblenzer ZF-Standort bereits vor zwei Jahren seine Hausaufgaben gemacht. „Mit einer Transformationsvereinbarung haben wir im Frühjahr 2022 Leitplanken für die Zukunftsfähigkeit formuliert.“ so Ali Yener, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Koblenz, der damals gemeinsam mit dem Betriebsrat und den Vertrauensleuten über ein Jahr und viele Verhandlungstage hinweg, gemeinsame Lösungen mit der Geschäftsführung gesucht hatte.
„Die Transformationsvereinbarung ist ein Muster für eine funktionierende Sozialpartnerschaft. Darin haben wir in einem gemeinsamen Prozess ein Zielbild für den Standort formuliert. Im Gegenzug für eine immense Flexibilität, erhielten die Beschäftigten Zusagen für Standort- und Beschäftigungssicherung bis Ende 2026 sowie Zusagen für Investitionen in die Automatisierung und Digitalisierung und Zukunftsprojekte. Mit den Regelungen haben wir einen enormen Beitrag zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit geleistet.“ so Ali Yener weiter. „Was nun die Ankündigung des ZF-Vorstandes für den Koblenzer Standort bedeutet, ist wie aus Konzernkreisen zu hören ist, noch offen. Mit dem Aktionstag wollen die Beschäftigten an allen deutschen Standorten auf diesen Umstand aufmerksam machen. Die Belegschaften zeigen, dass sie den blinden Kahlschlag gegen den Standort Deutschland nicht akzeptieren. Wir rufen den Vorstand von ZF auf, verantwortungsvoll zu handeln und den Irrweg Stellenabbau zu verlassen. Es braucht gemeinsame Anstrengungen und Antworten, um zusammen die Zukunft zu gestalten. Wir erwarten von der Unternehmensleitung, dass die ZF nicht kaputtgespart, sondern dass den Fehlern der Vergangenheit mit einem nachhaltigen Konzept – mit einem Masterplan für die nächsten zehn Jahre – begegnet wird.“
Zeitgleich fanden an allen deutschen Standorten am heutigen Dienstag, 10. September, Betriebsversammlungen, Protestmärsche, Kundgebungen, Autokorsos, Unterschriftenaktionen statt: Tausende Beschäftigte der ZF Friedrichshafen protestierenten mit einer Vielzahl von Aktivitäten an den deutschen Standorten gegen den geplanten Stellenabbau.
Anlass der Proteste ist die Ankündigung des Unternehmens vom 26. Juli 2024, dass in den kommenden vier Jahren bis zu 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland gestrichen werden sollen, also jede vierte Stelle in Deutschland. Diese Zahlen wurden zuvor, nachdem der Gesamtbetriebsrat darüber berichtet hatte, vom Vorstand der ZF als Spekulation und Panikmache dementiert. Seit der Ankündigung führen sie zu einer starken Verunsicherung der Beschäftigten an den deutschen Standorten. Gleichzeitig soll in Niedriglohnländern Personal aufgebaut werden – nicht nur in der Produktion, sondern auch in Entwicklung, Einkauf oder Buchhaltung.
Gesamtbetriebsrat, GJAV und IG Metall fordern den ZF-Vorstand auf: