Warnstreiks in der Eifel (Baustelle Spie SAG) und bei Stabilus in Koblenz

31.10.2024 | Auch am Donnerstag den 31.10. rief die IG Metall Koblenz gleich zwei Betriebe parallel zum Warnstreik auf. Bereits ab 10 Uhr legten die Beschäftigten des Leitungsbauers Spie SAG in Montabaur auf der Baustelle in Esch bei Salmtal in der Eifel die Arbeit nieder. Ab 11 Uhr folgten dann die Beschäftigten der Frühschicht beim Automobilzulieferer Stabilus im Koblenzer Industriegebiet in den Ausstand. Die IG Metall macht damit kurz vor der dritten Tarifverhandlung, die am selben Nachmittag um 16 Uhr startete Druck für eine Umsetzung ihrer Forderungen.

Zwei Betriebe in unterschiedlicher wirtschaftlicher Lage waren zeitgleich zum Warn­streik aufgerufen. Während die Auftragslage beim Automobilzulieferer Stabilus gerade abflaut, kommen die Beschäftigten der Firma Spie SAG den Aufträgen im Leitungsbau nicht hinterher. Trotz der wirtschaftlichen Eintrübung im Automobilsektor, sieht Oliver Kisters, Mitglied im Ortsvorstand der IG Metall Koblenz und Betriebsrats­vorsitzender bei Stabilus in Koblenz, die Tarifforderung nach 7% mehr Entgelt und 170 Euro für Auszubildende für passend in der aktuellen Situation: „Wir lassen nicht zu, dass unsere Tarifforderung durch das Gejammer der Arbeitgeber delegitimiert wird. Trotz der Rede von der Krise, fahren die Unternehmen Gewinne ein und schütten gute Dividen­den an Aktionäre aus. Die Lasten sollen dann aber die Beschäftigten tragen. Das ist moralisch verwerflich. Angesichts immens gestiegener Lebenshaltungskosten mussten die Beschäftigen in den letzten Jahren real mit weniger Geld auskommen. Ein Entgelt­plus bei uns kommt der Wirtschaft in Deutschland direkt zugute, weil sich die Beschäf­tigten dann endlich wieder etwas leisten können.“ Kisters schätzt die Stimmung in der Belegschaft für Streiks daher positiv ein: „Sollten die Arbeitgeber mauern und nicht zügig ein verbessertes und verhandlungsfähiges Angebot vorlegen, fackeln wir nicht lange. Die Belegschaft ist auch zu weiteren und längeren Streiks bereit.“

Neben höheren Entgelten setzt sich die IG Metall bei den Verhandlungen auch für eine Ausweitung der Wahloptionen zwischen Zeit und Geld und eine soziale Komponente ein. Gerade für die Beschäftigten des Leitungsbauers Spie SAG in Montabaur ist die Ausweitung der Wahloption Geld und Zeit entscheidend. „Unsere Kollegen sind das ganze Jahr und oft wochenlang auf Montage unter­wegs. Das ist belastend und die Familie leidet darunter. Wir bräuchten daher dringend die Wahloption zwischen Geld und Zeit für unsere Kollegen.“ so Matthias Cornely, Betriebsratsvorsitzender bei der Spie SAG Montabaur. Das sei auch angesichts der Transformation und des Fachkräftemangels zentral: „Jeden Tag sorgen unsere Kollegen dafür, dass der Ausbau der Energie­versor­gung vorangeht. Dafür brauchen wir dringend mehr Fachkräfte und diese kommen nur mit attraktiven Angeboten. Die Wahloption wäre hier ein wichtiges Signal,“ so Cornely.

Bezüglich der allgemeinen Stimmung in der Wirtschaft und in der Industrie stellt Ali Yener, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Koblenz, fest: „Aktuell reden die Arbeitgeber die Krise herbei. Die Zeiten sind herausfordernd. Auf die so genannte Transformation haben wir schon vor Jahren hingewiesen und in einigen Betrieben mit Zukunfts­tarifverträgen auch gute Regelungen getroffen, um unter veränderten Bedingungen flexibel reagieren zu können.“ Auch bei Stabilus gäbe es einen solchen Zukunftstarifvertrag, der nachhaltige Veränderungen in den kommenden Jahren begleiten soll. „Natürlich sind wir auch bereit, uns auf politischer Ebene gemeinsam mit den Arbeitgebern für die richtigen Weichenstellungen einzusetzen. Das Angebot zu einer gemeinsamen industriepolitischen Offensive haben wir den Arbeitgeber bereits gemacht.“ Dies sei aber an Bedingungen geknüpft: „Voraussetzung für eine gemein­same Initiative ist das klare Bekenntnis der Arbeitgeber zum Standort Deutschland und den guten tariflich regulierten Industriearbeitsplätzen hier. Subventionen abgreifen und dann trotzdem Verlagern ist mit uns nicht zu machen,“ so Yener weiter. „Unsere berechtigten Tarifforderungen lassen wir uns nicht mit dem Argument nehmen, dass die politischen Rahmenbedingungen nicht stimmen. Das bisher magere Angebot der Arbeitgeber verkennt der Ernst der Lage. Unsere Kolleginnen und Kollegen brauchen mehr Geld. Mit der zusätzlichen Kaufkraft stärken wir auch die Konjunktur.“ fasst Yener zusammen und gibt einen Ausblick: „Die Warnstreiks gehen weiter, bis ein Ergebnis erreicht ist. Sollte bei der nächsten Verhandlung heute keine Einigung zustande kommen, weiten wir die Warnstreiks in der nächsten Woche aus. Die Vorbereitungen dafür sind getroffen und die Belegschaften motiviert, die Forderung auch durchzusetzen.“

Die dritte Verhandlungsrunde ist für Donnerstag, den 31.10.2024 um 16 Uhr in Mainz geplant. Parallel zu den Verhandlungen in Mainz sind alle Schichten und Beschäftigten der Stabilus GmbH in Koblenz zum Arbeitskampf aufgerufen. Den Auftakt macht die Früh- und Tagschicht um 11.00 Uhr vor dem Betrieb. Die Spät- und Nachtschicht von Stabilus werden den Druck ebenfalls erhöhen.

Von: ek

Unsere Social Media Kanäle