Debatte in den Betrieben über die Tarifforderung 2021

Solidarisch in die Offensive

17.09.2020 | Die Delegiertenkonferenz der IG Metall Koblenz diskutierte über Wege aus der aktuellen Krise, Herausforderungen der anstehenden Transformation und Themen der Tarifrunde 2021.

Stellvertretend für den Ortsvorstand und der Delegierten begrüßte Bernd Feuerpeil, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Koblenz, den Bezirksleiter des Bezirks Mitte Jörg Köhlinger. Er betonte in seiner Rede, dass in der aktuellen Krise die verbesserten Regelungen zur Kurzarbeit geholfen hätten, Beschäftigung zu sichern und Insolvenzen zu vermeiden. Ähnlich wie in der von der Finanzindustrie ausgelösten Krise Ende 2008, habe sich der Sozialstaat erneut bewährt.

Um den Transformationsprozess gestalten zu können, bedarf es aber weitergehender Konzepte. Die IG Metall hat deshalb eine Debatte über die Einführung einer 4-Tage-Woche gestartet und einen Beteiligungsfonds vorgeschlagen, über den ein nachhaltiger Umbau der Industrie finanziert werden könnte. In diesem Zusammenhang kritisierte Köhlinger die Haltung der Arbeitgeber aufs Schärfste. „Die Arbeitgeber haben sich offensichtlich entschieden am Spielfeldrand zu stehen: Mal wollen sie die Pausentaste gedrückt halten, mal den Sozialstaat zurückbauen und Arbeitsplätze abbauen, nur Ideen der Krisenbewältigung und Transformationsgestaltung hören wir von Arbeitgebern keine.“

Die Koblenzer Metaller haben mit dem heutigen Tag die Debatte um eine 4-Tage-Woche mit Teillohnausgleich in den Betrieben der Region eröffnet. Auch eine tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte soll mit der Basis besprochen und in den kommenden Wochen zugespitzt werden.  Ali Yener, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Koblenz, ist überzeugt, dass mit einer tariflich geregelten Möglichkeit vier Tage mit Teillohnausgleich zu arbeiten, Beschäftigung in den Betrieben langfristig gesichert werden kann. Es gewährleistet auch, dass mehr Zeit für Qualifizierung und Betreuung von Kindern oder Angehörigen zur Verfügung steht. Und in der aktuellen Krise haben wir alle gemerkt wie wichtig das ist,“ betont Yener weiter.

Wohin steuert das Kfz-Handwerk in Rheinland-Pfalz? Unter dem Vorwand der Modernisierung von Tarifverträgen wurden fast alle Tarifverträge gekündigt. In einer ersten Sondierung Ende Juli haben die Arbeitgeber erklärt, dass die Beschäftigten länger arbeiten sollen, der Urlaub gekürzt sowie Mehrarbeitsvergütung erst ab der 46 Wochenstunden zur Auszahlung kommen soll und über die Auszahlung des Urlaubs- und Weihnachtsgeld die Arbeitgeber alleine entscheiden wollen.

Materiell gesehen beträgt die Forderung der Kfz- Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz Minus für die Beschäftigten von mehr als 9000 € im Jahr. „Das Kfz-Handwerk manövriert sich mit diesem Verhalten ins Abseits und macht sich verstärkt unattraktiv und unglaubwürdig als Arbeitgeber,“ sagte Yener. Die IG Metall wird nach der ersten offiziellen Verhandlung Ende September in den Betrieben des Kfz-Handwerks eine Debatte über moderne Tarifverträge führen. „Wir richten uns auf eine längere Tarifauseinsetzung ein und werden mit den Geschäftsstellen der IG Metall in Rheinland-Pfalz geeignete Arbeitskampfmaßnahmen abstimmen, sofern die Arbeitgeber ihr Verhalten nicht radikal verändern,“ so Yener abschließend.

Von: jw

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