27.03.2025 | Die Botschaft aus den Betrieben ist deutlich: Nur eine klare Linie in der Politik und Arbeitgebern, die Verantwortung übernehmen, werden den Industriestandort Deutschland und ein starkes Handwerk in der Region sichern.
Dazu gehörten verlässliche Rahmenbedingungen statt rückwärtsgewandter Debatten um Arbeitszeitverlängerung und Technologieoffenheit. Das unterstrichen die rund 100 Delegierten der IG Metall Koblenz auf ihrer Versammlung am Mittwoch 26. März. Über 80.000 IG Metallerinnen und Metaller machten sich dafür am Samstag 15. März bei Aktionstagen in Frankfurt, Köln, Hannover, Leipzig und Stuttgart stark, darunter mehrere Hundert aus Koblenz. Allein in der Region Koblenz unterstützten darüber hinaus 2000 Beschäftigte die noch laufende Petition der IG Metall unter dem Motto „Mein Arbeitsplatz. Unser Industrieland. Unsere Zukunft!”. Ab kommender Woche starten außerdem in der Region die Tarifverhandlungen im Kfz-Handwerk. Auch hierfür gibt es starke solidarische Unterstützung aus den umliegenden Betrieben.
„Die Zeit für eine zukunftsweisende und aktive Politik drängt. Das merken wir auch in unserer Region.“ sagt Ali Yener, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Koblenz. „Wegbrechende Geschäftsmodelle und Unternehmensinsolvenzen zeigen, wie wichtig Transformationsstrategien und Unterstützung durch die Politik auch in unserer Region sind. Vor allem brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen. Ein Zick-Zack-Kurs der Politik verzögert den industriellen Umbau und bringt Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie zum Teil in existenzbedrohende Situationen. Das Risiko technologisch - wie bei der Solarindustrie - abgehängt zu werden, muss unbedingt vermieden werden.“ so Ali Yener weiter.
Die IG Metall weise schon lange auf notwendige politische Weichenstellungen hin. „Neben Automobilzulieferern gibt es in der Region auch energieintensive Betriebe. Seit fast zwei Jahren weisen wir schon auf die brennenden Themen hin. Das heißt konkret: Energiekosten runter, Investitionen rauf, den Umbau der Industrie verlässlich fördern – und das Ganze solide und gerecht finanzieren. Nur so werden wir die Industrie und damit gute Arbeitsplätze in Deutschland für die Zukunft sichern und ausbauen. Wir brauchen jetzt schnell eine handlungsfähige Regierung, die diese Themen angeht,“ so Ali Yener. „Aber auch die Arbeitgeber stehen in der Verantwortung und müssen zum Standort Deutschland und der Region Koblenz stehen.“
Der IG Metall Bezirk Mitte (Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen, Thüringen) insgesamt sei noch stärker von der Transformation betroffen. Von der Automobilindustrie und Automobilzulieferindustrie hängen in den vier Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und dem Saarland mehr als 50 Prozent der Arbeitsplätze direkt und indirekt ab. Das Saarland ist zudem stark von der Stahlindustrie geprägt.
Daneben werde das Thema Fachkräftesicherung für die Zukunft von Industrie und Handwerk in den kommenden Jahren ein zentraler Standortfaktor werden. Sollten die Koalitionsverhandlungen von CDU und SPD zu einer Arbeitszeitdebatte führen, würde das eher schaden. „Schon heute leisten 44 Prozent der Beschäftigten in Deutschland Überstunden, zum Teil unbezahlt. Schon heute klagen viele über eine steigende Arbeitsbelastung. Gerade in Betrieben ohne wirksame Beschäftigtenvertretungen müssen wir damit rechnen, dass solche Regelungen missbraucht werden.“ so Ali Yener. „Wir müssen in Deutschland leistungsfähig sein. Das gelingt aber nicht durch überlastete und kranke Beschäftigte, die für ihren Betrieb keine Perspektive sehen. Im Gegenteil brauchen wir motivierte Beschäftigten, die ihren privaten Verpflichtungen nachkommen können und die es gesund bis in die Rente schaffen. Am besten geht das mit guten tariflich geregelten Arbeitsbedingungen und einer starken Mitbestimmung im Betrieb. Tarifverträge und Mitbestimmung – beides muss die Politik stärken.“
Als Gastreferentin sprach Clarissa Bader, Tarifsekretärin der IG Metall Mitte, über Notwendigkeiten und Ideen zur Weiterentwicklung der Tarifverträge. Im Mittelpunkt standen dabei Zukunftstarifverträge. „Wir sind dabei unsere Instrumente zur Beschäftigungssicherung auszubauen. Zukunftstarifverträge sind ein Mittel, die Zukunft der Betriebe mitzugestalten und eine echte Beschäftigungssicherung zu bekommen.“ so Clarissa Bader. „Auch andere neue Themen nehmen wir für Tarifverträge auf. Dafür ist wichtig, dass sich die Beschäftigten aktiv beteiligen und ihre Themen einbringen wie beispielsweise bei den Beschäftigtenbefragungen der IG Metall.“ Daneben und zur Sicherung der Umsetzung der Tarifregelungen in den Betrieben sei eine starke Mitbestimmung in den Betrieben nötig: „Tarifverträge und Mitbestimmung – beides muss die Politik in den kommenden Jahren stärken.“
„Gerade im Handwerk ist der Fachkräftemangel deutlich zu spüren.“ so Stefanie Majer, Politische Sekretärin der IG Metall Koblenz und zuständig für das Kfz-Handwerk. „Die Belastung in den Autohäusern und Werkstätten steigt. Gleichzeitig haben viele Beschäftigten in den vergangenen Jahren den Arbeitsplatz gewechselt – zu einem Teil auch aus dem Handwerk heraus in die Industrie.“ Tarifverträge mit guten gesicherten Bedingungen sollen so die IG Metall nicht nur die Kaufkraft der Beschäftigten sichern, sondern auch das Handwerk attraktiv halten für Fachkräfte. Die erste Tarifverhandlung für Rheinland-Pfalz findet am Donnerstag, 3. April 2025 statt.
Die IG Metall fordert von der zukünftigen Koalition: