13.09.2024 | Die ersten Tarifverhandlungen für die rheinland-pfälzischen Metall- und Elektroindustrie sind heute nach rund zweistündiger Verhandlung ohne Ergebnis und ohne Angebot der Arbeitgeberseite zuende gegangen. Die IG Metall Verhandlungskommission bekräftigte und begründete ihre Forderung nach 7 Prozent mehr Geld und nach 170 Euro mehr Ausbildungsvergütungen, sowie für die Themen soziale Komponente für untere Entgeltgruppen sowie eine Weiterentwicklung der Umwandlungsmöglichkeiten von Geld in Freizeit. Vor dem Verhandlungslokal, aber auch dezentral in den Betrieben machten die Beschäftigten zeitgleich mit vielfältigen Aktionen deutlich, dass sie für ihre Forderungen streiten und notfalls auch in den Arbeitskampf gehen werden.
„Die Erwartungen unserer Beschäftigten nach einem deutlichen Plus sind klar.“ so Denis Hammer, Mitglied der Verhandlungskommission und Betriebsratsvorsitzender bei Novelis Koblenz. „Die Energie- und Lebenshaltungskosten sind weiterhin hoch und die Einmalzahlungen aus dem vergangenen Tarifabschluss sind aufgebraucht. Gerade die unteren Entgeltgruppen und Auszubildende belastet das besonders. Leider zeigen die Arbeitgeber dafür kein Verständnis und signalisieren nicht nur bezüglich unserer Entgeltforderung sondern gerade auch gegenüber der sozialen Komponente eine massive Ablehnung.“
Dabei sei eine ordentliche Entgelterhöhung auch gesamtwirtschaftlich geboten. „Alle Experten und Wirtschaftsinstitute sind sich einig, dass der private Konsum ein entscheidender Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung ist.“ so Ali Yener, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Koblenz. Die Lage sei realistisch betrachtet zwar herausfordernd aber keineswegs so dramatisch, wie die Arbeitgeber dies derzeit malten. „Wir stehen vor großen Herausforderungen, doch die Arbeitskosten sind nicht der entscheidende Faktor. In den Betriebe der Metall- und Elektroindustrie machen sie durchschnittlich nur 16 Prozent der Gesamtkosten aus.“ so Ali Yener weiter. „Wo wir herausfordernde Lagen haben, finden wir angemessene Lösungen, wenn die Arbeitgeber für das gemeinsame Gestalten offen sind. Das haben wir in der Region Koblenz mit allein vier Zukunftstarifverträgen in den letzten Jahren gezeigt. Die Metallerinnen und Metaller haben die Wettbewerbsfähigkeit auch im Blick und dazu gehört auch ein Konjunkturturbo.“
Die Zurückweisung aller Forderungen ohne Gegenangebot sei nicht angemessen und nicht zielführend für eine schnelle Lösung, so Ali Yener weiter: „Wir erwarten von den Arbeitgebern eine konstruktive Haltung und ein Ende des rein taktisch motivierten Jammerns. Es geht um Respekt für die Lage der Kolleginnen und Kollegen, aber auch um die Stärkung der Konjunktur. Dafür machen wir weiter Druck!“
Mit Toraktionen, Unterschriftssammlungen und der Übergabe von Forderungspostkarten an die Arbeitgeber fanden parallel zur ersten Tarifverhandlung in zahlreichen Betrieben der Region Aktionen statt. „Wir hoffen in der Friedenspflicht bis 28. Oktober zu einem Ergebnis zu kommen.“ so Denis Hammer. „Unsere Belegschaften zeigen heute, dass sie bereit sind für ihre Forderungen zu streiten und notfalls auch in den Arbeitskampf zu gehen.“
Die IG Metall hatte im Juni eine Forderung nach 7 Prozent mehr Geld für 12 Monate und eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro je Ausbildungsjahr für 12 Monate beschlossen. Damit soll vor allem die Attraktivität von Ausbildungen in einer vom Fachkräftemangel betroffenen Branche erhöht werden. Zudem will die IG Metall in den Gesprächen mit den Arbeitgebern eine soziale Komponente für die Beschäftigten in den unteren Entgeltgruppen durchsetzen und über mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten sprechen.
Die IG Metall Mitte verhandelt in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland (Mittelgruppe) für rund 380.000 Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie Tarifverträge. Die zweite Verhandlung findet am 18. Oktober in Sulzbach (Taunus) statt.
Warnstreiks sind ab 29. Oktober möglich.