26.09.2024 | Mitten in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie stellen sich die rund einhundert betrieblichen Delegierten der IG Metall Koblenz mit großer Einigkeit hinter die Tarifforderungen in der Metall- und Elektroindustrie.
Trotz der eigenen Warnungen vor Deindustrialisierung, sei die Tarifforderung von 7 Prozent mehr Entgelt sowie 170 Euro „Die Energie- und Lebenshaltungskosten sind weiterhin hoch, die Einmalzahlungen aus dem vergangenen Tarifabschluss sind aufgebraucht und die Reallohnverluste noch nicht ausgeglichen.“ so Ali Yener, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Koblenz. „Natürlich sind die Beschäftigten da zurückhaltend bezüglich ihrer Ausgaben. Ein ordentliches Plus für alle Beschäftigten wäre der richtige Beitrag, um die Wirtschaft in Deutschland wieder anzukurbeln.“ Alle Experten und Wirtschaftsinstitute seien sich einig, dass der private Konsum der entscheidende Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung ist.
Die aktuellen wirtschaftlichen Probleme dürften die Unternehmen weder auf die Beschäftigten, noch auf die politischen Rahmenbedingungen abwälzen. „Hinter vielen Unternehmensprobleme, die aktuell in den Medien sind, stehen verfehlte Entscheidungen in den Managementetagen.“ so Ali Yener. „Wir werden gemeinsam den Kampf um gute Industriearbeitsplätze in Deutschland führen. Dafür fordern wir als IG Metall natürlich auch eine aktive Industriepolitik und dafür ein Kurswechsel in der aktuellen Politik.“ Mit Sparzwang und Schuldenbremse im Nacken ließe sich keine vernünftige Infrastruktur sicherstellen und die Transformation der Wirtschaft in Deutschland nicht bewerkstelligen. „Wenn wir hier keine Brücke für Zukunftstechnologien schaffen, werden Investitionen und damit nach und nach Industrien abwandern und diese Arbeitsplätze lassen sich nicht mehr so schnell zurückholen.“ so Ali Yener weiter auch mit Blick auf den von der IG Metall schon seit mehr als einem Jahr geforderten Brückenstrompreis für die energieintensive Industrien. „Zur Bewältigung dieser großen gesamtgesellschaftlichen Aufgabe müsste endlich die Debatte um die Beteiligung der Reichen und Superreichen angegangen werden.“
Die Erste Tarifverhandlung der Metall- und Elektroindustrie war bereits am 13. September ohne Ergebnis und ohne Angebot der Arbeitgeberseite zu Ende. Die Zurückweisung aller Forderungen ohne Gegenangebot sei nicht angemessen und nicht zielführend für eine schnelle Lösung, so Ali Yener weiter: „Die Kolleginnen und Kollegen lassen sich von aktuellen Aussagen der Arbeitgeber, dass Entgelterhöhungen nicht leistbar seien, nicht blenden. Diese Aussagen hören wir in jeder Tarifrunde und sehen doch, dass die Erhöhungen richtig sind und waren. Parallel zur ersten Tarifverhandlung am 13. September haben in allen Betrieben der Regionen Unterstützungsaktionen stattgefunden. Tausende Beschäftigte haben sich mit Unterschriften und Postkarten an die Arbeitgeber hinter die Forderung gestellt.“ Im Sinne einer schnellen Lösung erwartet Ali Yener bei der nächsten Verhandlungsrunde am 18. Oktober ein verhandlungsfähiges Angebot: „Wir erwarten von den Arbeitgebern eine konstruktive Haltung und ein Ende des rein taktisch motivierten Jammerns. Es geht um Respekt für die Lage der Kolleginnen und Kollegen, aber auch um die Stärkung der Konjunktur. Dafür machen wir weiter Druck. Wir sind offen für ein Ergebnis noch in der Friedenspflicht. Sollten wir bis zum Ende der Friedenspflicht am 28. Oktober aber nicht zu einem Ergebnis kommen, sind Arbeitskämpfe vorprogrammiert.“
Die IG Metall hatte im Juni eine Forderung nach 7 Prozent mehr Geld für 12 Monate und eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro je Ausbildungsjahr für 12 Monate beschlossen. Damit soll vor allem die Attraktivität von Ausbildungen in einer vom Fachkräftemangel betroffenen Branche erhöht werden. Zudem will die IG Metall in den Gesprächen mit den Arbeitgebern eine soziale Komponente für die Beschäftigten in den unteren Entgeltgruppen durchsetzen und über mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten sprechen.
Die IG Metall Mitte verhandelt in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland (Mittelgruppe) für rund 380.000 Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie Tarifverträge. Die zweite Verhandlung findet am 18. Oktober in Sulzbach (Taunus) statt.
Warnstreiks sind ab 29. Oktober möglich.